Brust


Wenn es im Brustkorb weh tut: Brustkorbschmerz und Brustwandsyndrom

Wenn es im Brustkorb sticht und zwickt, ist es sehr wichtig, diese Beschwerden beim ersten Auftreten schnell ärztlich abklären zu lassen (Notruf).

Wenn sich organisch nichts finden lässt, ist das zwar erst einmal beruhigend, jedoch stellt sich die nächste Frage gleich hinterher: Wenn alles in Ordnung ist mit Herz, Gefäßen und Lunge – was ist es dann, was mir Probleme bereitet? Denn Brustkorbschmerzen ohne Organbefund können die Lebensqualität drastisch einschränken.

Was ist das Brustwandsyndrom?

Brustwandsyndrom – so lautet die häufige Diagnose (Zoufal 2023) bei Brustkorbschmerzen ohne Organbefund.

Gut ein Drittel der Bevölkerung ist im Lauf ihres Lebens davon betroffen (vgl. Zoufal, 2023): Es schmerzt und sticht in der Brust, oder im Bereich der Rippen. Oft ist die Atmung eingeschränkt und manchmal zieht es auch von der Brust in den Rücken oder umgekehrt. Neben dem Stechen kann auch ein Ziehen, eine Überempfindlichkeit der Haut bestehen oder das Gefühl, ein Gürtel drückt den Brustkorb oder die Rippen zusammen (vgl. Travell 2022, Gautschi 2022).

Gibt es dafür keine Ursachen an Organen wie dem Herz-Lungen-System, spricht man vom Brustwandsyndrom oder Interkostal-Myalgie. Brustkorbschmerzen ohne Organbefund sind nicht gefährlich, aber unangenehm und können die Lebensqualität stark einschränken.

Rund die Hälfte der Patienten hat diese Beschwerden noch nach 6 Monaten (Zoufal, 2023). 

Wie kommt es zu einem Brustkorbschmerz ohne organischen Befund?

Ursache für Brustkorbschmerzen, die nicht auf Herz, Gefäßen und Lunge zurückzuführen sind, können die Muskeln und Faszien sein. Diese können Schmerzen, Druck und Enge, Atemnot und Stechen auslösen, wenn sie chronisch verspannt sind. Diese Verspannungen führen zu kleinen druckschmerzhaften Faserbündeln in der Muskulatur, die manchmal auch für Laien als Verhärtungen zu ertasten sind. Diese Druckpunkte nennt man auch Triggerpunkte. Diese zu finden, ist in der Regel nicht schwierig, wenn man mit mittlerem Druck in de schmerzenden Arealen danach sucht. Sogar zwischen den Rippen gibt es kleine Muskeln, die Intercostalmuskeln, die verspannen können.

Neben diesen Verspannungen in der Muskulatur können Sie verändertes Bindegewebe haben, das Missempfindungen, wie Taubheit, Brennen, Juckreiz oder ziehende Schmerzen erzeugen kann (vgl. Stecco 2016, Schleip 2016, Müller 1926). Die chronischen Verspannungen können durch verschiedene Dinge ausgelöst werden:

Krafttraining

Übertreibt man es mit Krafttraining, kann dies mit einer zu großen Belastung der Muskelfasern einhergehen. Dann können einzelne Faserbündel sich nicht mehr entspannen, sie verhärten und bilden Triggerpunkte mit Schmerzen und sogar mit Atemnot. Machen Sie in diesem Fall Pause mit dem Krafttraining und warten Sie ab, ob das etwas ändert. Nutzen Sie die Pause für die sanften Moves aus dem Übungsprogramm.

Falsche Atemtechnik

Wer wenig Bauchatmung praktiziert, überlastet beim Atmen die Brustkorbmuskeln und einige Schultermuskeln, das kann Schmerzen und Triggerpunkte auslösen. Wenn man sich klar macht, dass man an einem Tag ungefähr 20.000 mal aus- und einatmet, versteht man, dass hier nicht Höchstbelastung wie beim Krafttraining, sondern Dauerbelastung das Problem ist. Deswegen kann es helfen, den Bauch und das Zwerchfell zu entspannen: die Bauchatmung funktioniert besser, die Brustkorbmuskeln haben „Atempause“ und können loslassen (vgl. Höfler 2019)

Starker Husten in der Vorgeschichte

Beim Husten krampfen die Muskeln von Bauch und Brustkorb schlagartig zusammen. Das kann zu einem harmlosen Muskelkater führen, der wieder vergeht. Es können aber auch Triggerpunkte entstehen, die oft noch Monate lang Ärger machen. 

Operationen und Verletzungen

Hatten Sie eine Operation oder Verletzung wie Gallenblasen-OP, Rippenbruch oder einen Schlüsselbeinbruch, haben Sie wahrscheinlich während der Heilungs- und Schmerzphase eine einseitige Schonhaltung eingenommen, bei der sich Ihr Brustkorb auf einer Seite zusammengezogen hat. Sie können dann über unser Übungsprogramm die Beweglichkeit wieder verbessern, brauchen jedoch eventuell zusätzlich manuelle Therapie, um die Auswirkungen der Vergangenheit zu mildern.

Schonhaltungen und Gewohnheiten

Wenn Sie Brustkorbschmerzen haben, haben Sie vielleicht spannende Gewohnheiten, die für Ihre dauerkontrahierten Muskeln verantwortlich sind. Es geht darum herauszufinden, was Sie im Alltag tun, das Dauerspannungen erzeugt. Diese Gewohnheiten sind eine häufige Ursache des Brustwandsyndroms, weil sie so unbewusst ablaufen, dass wir sie gar nicht bemerken. Hier hilft es, zu ändern, was immer man ändern kann und Übungen zu machen.

QUICK-CHECK: SPANNENDE GEWOHNHEITEN BEI BRUSTKORBSCHMERZEN

  • Ich lehne mich im Auto oder im Armlehnstuhl gerne auf eine Seite.
  • Ich stütze gerne den Kopf mit der Hand, wenn ich am PC arbeite.
  • Ich klemme mir oft das Telefon zwischen Ohr und Schulter.
  • Ich schlage gerne die Beine übereinander.
  • Ich liege gerne auf dem Sofa oder Bett in der Seitlage zum Lesen oder Fernsehen oder zur Benutzung meines Tablets.
  • Ich habe einen Beruf, bei dem ich ständig den Oberkörper auf eine Seite neigen oder verdrehen muss (Fließband, Zahnärzte etc.).
  • Ich sitze meinen Klienten nicht genau gegenüber, sondern muss mich verdrehen oder neigen, um sie anschauen zu können.
  • Mein Arbeitsmonitor ist nicht genau vor mir platziert, sondern etwas seitlich.
  • Ich sitze oft ganz verkrampft vor dem Computer und merke wie meine Maus-Schulter ganz steif wird.
(ein Quick-Check ersetzt keine Diagnose und stellt keine Diagnose dar, die in Deutschland  nur Ärzte/Ärztinnen vornehmen dürfen)

Selbsttest: Können meine Brustkorbschmerzen muskulär bedingt sein?

Wenn Sie die meisten der folgenden Fragen mit Ja beantworten können (und Ihre Beschwerden ärztlich abgeklärt sind), können Ihre Brustkorbschmerzen durch Verspannungen in der Muskulatur und oder dem Bindegewebe (Faszien) des Brustkorbs entstanden sein.

  • Meine Ärzte haben mich untersucht und keine organischen Ursachen finden können.
  • Ich habe Schmerzen, die sich verstärken, wenn ich auf bestimmte Punkte auf meinem Brustkorb drücke.
  • Wenn ich im schmerzenden Gebiet eine Hautrolle zwischen Daumen und Zeigefinger nehme und bewege, ergibt sich ein unangenehmes, sogar schneidendes Gefühl.
  • Bewegung kann die Schmerzen verstärken.
  • Ich habe auch Schulterschmerzen und Steifheitsgefühle im mittleren Rücken.
  • Manchmal zieht es von hinten nach vorne oder umgekehrt.
  • Bewegung kann die Beschwerden bessern.
  • Wärme hilft mir und Kälte verschlechtert meine Beschwerden.
  • Stress verschlechtert die Schmerzen
(Ein Selbsttest ersetzt keine Diagnose und stellt keine Diagnose dar, die in Deutschland  nur Ärzte/Ärztinnen vornehmen dürfen)
Bevor Sie sich für oder gegen eine medizinische Behandlung in Zusammenhang mit den Übungen und Selbstbehandlungen dieser APP entscheiden, lassen Sie sich bitte von einem Arzt oder Ärztin beraten.
Bei starken, akuten oder unklaren Beschwerden im Brust- und Bauchbereich veranlassen Sie bitte zuerst eine ärztliche Diagnose. Benutzen Sie bitte nicht unsere APP zu Übungszwecken bevor Sie die Beschwerden nicht geklärt haben.

Was kann man gegen das Brustwandsyndrom tun?

Die Beschwerden können durch entsprechende Übungen, Veränderung der spannenden Gewohnheiten und Körpertherapie – wie der Pohltherapie – behandelt werden.

Eine Übung für Brustkorbschmerzen oder Brustwandsyndrom und Intercostal-Neuralgie oder eine ganze Übungssequenz?

Medzinischer Disclaimer


Quellen für diesen Artikel

Gautschi, R., Triggerpunkte & Faszien: Schmerzen selbst behandeln: Hintergründe verstehen – Ursachen erkennen – Schmerzen lindern , Thieme, 2022

Travell, Simons & Simons' Handbuch der Muskeltriggerpunkte. Deutschland: Elsevier Health Sciences, 2022,  Kapitel: Schmerzen im Rumpf und in Becken, S. 533-700

Muscolino, J. E., Anatomische Strukturen begreifen. 2. Aufl., München, Elsevier, 2013, S. 385-428

Höfler, Heike. Atem-Entspannung: Mehr Energie und Wohlbefinden durch bewusstes Atmen. Über 70 einfache Übungen. Deutschland: TRIAS, 2019.

Jacobson, E., 2011. Entspannung als Therapie. 7. erweiterte Auflage mit einem
Vorwort und Nachwort von Robert Klinkenberg, Hrsg. Stuttgart: Klett-
Cotta Verlag

Luipers, W., 2015. Nie wieder Rückengymnastik. München: Arkana Verlag Müller

Müller, A., 1926. Lehrbuch der Massage. Die funktionellen Erkrankungen des Bewegungsapparates und die Theorie der Massage. 2. Auflage. Bonn: A. Marcus und
E. Weber’s Verlag Marx

Stecco, L., und Stecco, A., 2016. Fasziale Manipulation zur Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparats. Stettin: Odnova-Med

Schleip, Robert mit Johanna Beyer, Faszien-Fitness. Vital, elastisch, dynamisch in Alltag und Sport, riva, 8.Aufl., 2018

Schleip, Robert. Der aufrechte Mensch: Übungen für eine gelöste Körperhaltung und einen natürlichen Gang. Deutschland: Hugendubel, 2000.

Zoufal, Karen: Brustkorbschmerzen (Brustwandsyndrom) auf Deximed - Hausarztwissen online, https://deximed.de/home/klinische-themen/orthopaedie/patienteninformationen/ruecken-nacken-und-brust/brustkorbschmerzen-brustwandsyndrom vom 20.3.23

Hinweis: Übungen ersetzen keine ärztliche Diagnostik (medizinischer Disclaimer), die an erster Stelle steht.