Wenn Schmerzen die Regel sind?
Viele Frauen leiden während der Menstruation unter starken Krämpfen, Schmerzen und starken Blutungen. Dies kann auf eine Endometriose zurückzuführen sein. Wie bei vielen Themen „unter der Gürtellinie“ sind jedoch auch Regelschmerzen viel zu oft ein Tabu-Thema. Glücklicherweise kommt der Endometriose in letzter Zeit immer mehr Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung zu.
Was ist Endometriose?
Bei der Endometriose verteilen sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut (in Fachkreisen Endometrium genannt) auch in anderen Regionen des Körpers: in der Nähe des Uterus, auf der Blase, auf dem Darm oder den Eileitern. In seltenen Fällen können auch die Knochen und sogar das Gehirn befallen sein. Die Endometrien reagieren dann während der Menstruation ebenfalls und krampfen und bluten gemeinsam mit der Gebärmutter. Das Ergebnis sind heftige Schmerzen, die das tägliche Leben enorm einschränken oder sogar unmöglich machen können. In den USA nennt man aufgrund der häufig auftretenden starken Regelschmerzen auch „the curse“ (der Fluch).
Wie wird Endometriose diagnostiziert?
Um Endometriose zu erkennen oder auszuschließen, ist in der Regel eine Bauchspiegelung erforderlich. Dabei handelt es sich um eine Operation mit mehreren kleinen Zugängen, bei der neben der Diagnose der Endometriose in einem Zug auch die sichtbaren Herde entfernt werden.
Nicht selten stellen sich in der Praxis Bruckmann jedoch auch Frauen mit heftigen Regelschmerzen vor, welche bereits eine Endometriose-OP hatten. Wenn nach der Operation keine Besserung eingetreten ist, kommen andere Ursachen für die starken Regelschmerzen in Betracht. Auch ist es möglich, vor einer Operation eine nichtinvasive Diagnostik und körpertherapeutische Maßnahmen wie die Pohltherapie auszuprobieren, um zu überprüfen, ob dies bereits eine deutliche Besserung bewirkt.
Muskuläre Ursachen
Muskuläre, verspannungsbedingte Ursachen für Regelschmerzen In der Schmerztherapie in unseren Praxen in Saarbrücken oder Deidesheim stellen wir oftmals fest, dass die individuellen Regelschmerzen unserer Patienten oft muskuläre Ursachen haben. Genauer handelt es sich dabei um myofasziale Ursachen, also Muskeln (griechisch myus) und Faszien (Bindegewebe), welche so sehr von Dauerkontraktionen betroffen sind, dass starke Krämpfe und Schmerzen entstehen.
Welche Rolle spielen die Hormone bei starken Regelschmerzen?
Weil die Hormone im Zyklus auf den ganzen Körper wirken und nicht nur auf die Gebärmutter, können die Hormone auch Beschwerden in den Muskeln und Bindegeweben von Unterbauch und Beckenboden auslösen oder verstärken. Dann wirken die Hormone wie ein Booster für die Verspannungen in den Geweben und es kommt zum monatlichen „Fluch“. Dagegen hilft dann auch keine Operation.
Was kann man tun gegen Regelschmerzen?
Der erste Schritt ist immer, organische Ursachen durch den Gynäkologen oder die Gynäkologin abklären zu lassen. Sind die Regelschmerzen nicht auf eine mögliche Endometriose zurückzuführen, dann können folgende Maßnahmen den monatlichen Schmerzen entgegenwirken:
Regelmäßiger Sport
Wer je starke Regelschmerzen hatte, weiß, dass man damit aufs Sofa möchte und sonst wirklich nichts und das ist auch in Ordnung so. Sport außerhalb der Regel zu betreiben, kann jedoch helfen: denn die Bewegung sorgt für gut funktionierende und lockere Muskulatur außen und innen im Becken und damit tun Sie auch etwas gegen Regelschmerzen. Einige Patientinnen berichten, dass leichte Schmerzen während der Regel sich durch Bewegung wie langsames Joggen, Gymnastik oder Yoga bessern. Das ist nicht verwunderlich, verbessert sich doch dadurch die Durchblutung und das Blut kann schneller abfließen, so dass „die Tage“ sich sogar oft verkürzen. Das können diejenigen, die nicht so stark von Beschwerden betroffen sind, auf jeden Fall ausprobieren.
Yoga
Yogaübungen helfen erstens wegen der schon genannten Bewegung und zweitens tragen sie durch Atemübungen und Entspannungen zu einer vertieften Bauchatmung und mehr Lockerheit in Becken und Unterbauch bei. Das kommt dann dem Gewebe während der Menstruation zugute. Außerdem helfen Atemübungen mit Schmerzen besser fertig zu werden und es ist gut, sie zu üben wenn man gerade keine Schmerzen hat, dann kann man darauf zurück greifen, wenn man sie hat.
Magnesium
Es kann hilfreich sein, Magnesium zu nehmen und zwar drei Tage vor der Periode und noch drei Tage lang darüber hinaus. Das hilft nicht sofort, wie ein Schmerzmittel, sondern auf die Dauer. Da die Einnahme keine Nebenwirkungen hat, sollten Sie es einfach ausprobieren. Lediglich bei Gesamtdosen von über 500 mg am Tag kann es Durchfall geben, der wieder aufhört, wenn man die Dosis reduziert. Also drei mal am Tag je 150 mg Magnesium drei Tage vor bis drei Tage nach der Periode nehmen. Einfach mal ein paar Zyklen lang testen, wenn Sie zu den Frauen gehören, bei denen es wirkt, Glückwunsch!
Himbeerblättertee
Bekannt aus der Geburtshilfe, wo er einen weichen Damm machen soll und deswegen zur Geburtsvorbereitung am Ende der Schwangerschaft eingesetzt wird, kann er in der zweiten Zyklushälfte bis kurz nach der Periode getrunken werden. Er lockert die Beckenmuskulatur, wirkt krampflösend und entspannt die Muskulatur des Uterus. Sein Eisengehalt kann helfen, einen Eisenverlust durch die Blutung ausgleichen. Er schmeckt etwas bitter und nicht nach Himbeeren, eine Tasse täglich ist aber trinkbar. Es gibt ihn in Reformhäusern und Apotheken und natürlich im Internet.
Wärme
Dass eine Wärmflasche beim Entkrampfen hilft, wissen die meisten. Von einer meiner Töchter habe ich gelernt, ein Wärmepflaster, wie es für Nackenschmerzen eingesetzt wird, auf den Unterbauch zu kleben, hilft genauso und ist für unterwegs eine super Sache.
Schmerzmittel
Schmerzmittel wie das Mittel Ibuprofen wirken, indem sie die Synthese von Prostaglandinen (die für die Krämpfe) verantwortlich sind, hemmen. Man sollte sie jedoch schon einen Tag vor der Periode nehmen, da dann von Anfang an weniger Prostaglandine gebildet werden, was das Entstehen der Krämpfe verringert. Keinesfalls sollten Sie Schmerzmittel nehmen, die Acetylsaylicylsäure (ASS) enthalten (z. B. Aspirin). Sie wirken nämlich blutverdünnend und das kann die Blutung dann noch verstärken. Da Aspirin eine ganze Woche lang blutverdünnend wirkt, gilt: eine Woche vorher kein ASS nehmen bei schmerzhaften und starken Blutungen.
Körpertherapie
Mit körpertherapeutischen Verfahren wie der Pohltherapie können gegebenenfalls Dauerverkrampfungen im Becken und Unterbauch gelockert werden. Geeignete Übungen gegen starke Regelschmerzen für zu Hause ergänzen die Behandlung. Wichtig ist es außerdem, Alltagsgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen. Wer ständig mit angezogenen Knien auf dem Stuhl oder Sofa sitzt oder die Beine chronisch übereinanderschlägt, muss mit Verspannungen in der Unterbauch- und Hüftmuskulatur rechnen. Diese können sich auch außerhalb der Periode bemerkbar machen, zum Beispiel beim Aufstehen vom Stuhl oder Bett.