In jedem Fall von unerklärlichen Halsschmerzen, Globussyndrom, Stimmstörungen und Missempfindungen sollte differenzialdiagnostisch die Muskulatur mitsamt der Faszien des Halses als Verursacher von Beschwerden am Hals in Betracht gezogen werden (vgl. Bartolome, G., 2022). Neben der paralaryngealen Muskulatur, kommen auch die Mm. Sternocleidomastoideus, das Platysma und sogar ein hypertoner Nackenals Verursacher in Frage. Manchmal tragen außerdem Fehlatmung wie Hochatmung oder verspannte Kiefermuskeln zu einer Überlastung der vorderen Halsmuskeln bei. Diese Beobachtung entspricht dem Konzept der Repetive strain injury (vgl. Lacerda E. M., 2005), das in der Literatur beschrieben wird. „Wiederholte Belastungsverletzungen umfassen eine Gruppe von Störungen, die sich am häufigsten bei Arbeitnehmern mit übermäßigen und sich wiederholenden Bewegungen des Halses und der oberen Extremität entwickeln“ (Guidotti T. L., 1992). Dabei übernehmen nämlich die kleinen Halsmuskeln Aufgaben der großen Atemmuskeln und sind dadurch überlastet. Deswegen ist in Regel die Atmung mitzubehandeln (vgl. Fleischer, S., 2017).
Bruxismus und Kloß im Hals
Das gleiche Phänomen kann auftreten, wenn die Kiefermuskulatur in Dauerkontraktion ist, wie es beim Bruxismus der Fall ist: die kleinen Kieferöffner (M. digastricus und Mylohyoideus etc.) können durch die antagonistische Funktion der Mm. temporalis, Mm. masseter und Mm.pterygoideus überlastet sein (vgl. Simons, D. G., 2002). Mense mahnt: „Wenn diese Triggerpunkte nicht erkannt oder unzureichend therapiert werden, kann ein chronisches Schmerzsyndrom entstehen“ (Mense 2021, S. 156). Dazu zählt er dann auch Beschwerden wie Ohrgeräusche oder Schwindel.
Globusgefühl nach Schilddrüsenoperation
Durch eine Schilddrüsenoperation kann sich ausgehend von der Narbe das Bindegewebe (Faszie) am Hals zusammenziehen, das sieht man nicht unbedingt von außen, kann jedoch von geübter Hand ertastet werden. Durch eine manuelle Lockerung kann oft eine spontane Erleichterung entstehen.
Nackenverspannungen
Verspannte Nackenmuskeln können zu Tinnitus und Schwindel beitragen oder diese Symptome auslösen. Außerdem können die Triggerpunkte in den Nackenmuskeln Kopfschmerzen erzeugen und an der Entstehung von Migräne beteiligt sein (vgl. Wagner F.M., 2022).
Die meisten Nackenbeschwerden entstehen durch „spannende Gewohnheiten“:
Bei Stress und Kälte kommen weitere Faktoren hinzu, indem wir die Schultern hochziehen und den Nacken anspannen.