Kieferbeschwerden - CMD

Geschrieben am 30.12.2023
von Renate Bruckmann - Tilo Mörgen © 2023


Kieferbeschwerden und Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) durch Bruxismus


Stress dürfte einer der Hauptauslöser für Kieferbeschwerden sein. Sich durchbeißen, „die Zähne zusammenbeißen“, sind Redensarten, die ausdrücken, dass die Kiefermuskulatur wahrscheinlich in besonderer Weise auf Stress reagiert. Bruxismus bedeutet nichts anderes als Zähneknirschen. Der Begriff Craniomandibuläre Dysfunktion besagt, dass es eine Funktionsstörung zwischen dem Cranium (Schädel) und der Mandibulla (Unterkiefer) gibt. (vgl. Fernández-de-las-Peñas, C., et al., 2021)halszeichnung aussen n roemerKieferbeschwerden und Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) durch Bruxismus. Grafik: N. Römer, Droemer-Knaur-Verlag 2024, Buch: Kloß im Hals

 

Unsere Kaumuskeln verbinden den Oberkiefer (der Teil des Schädels ist) mit dem Unterkiefer. Letzterer ist derjenige, der sich beim Kaufen, Sprechen und Gähnen bewegt, während der Oberkiefer sich nur bewegt, wenn der ganze Kopf sich bewegt. Das können Sie selbst beobachten, wenn Sie in den Spiegel schauen und den Mund weit öffnen.

Die Kaumuskeln schließen den Kiefer und können ihn zur Seite und vor und zurück bewegen. Zum Öffnen des Unterkiefers haben wir kleine Muskeln unter dem Kinn und Mundboden. Sie sind lange nicht so kräftig wie die Kaumuskeln, die, gemessen an ihrer Größe, eine beträchtliche Kraft entwickeln können.

Geraten sie in Dauerspannung (Dauerkontraktionen), können die schwächeren Öffner den Mund nicht mehr weit öffnen, da die verspannten Schließer nicht loslassen. Manche Patienten können dann den Mund nur noch einen Finger breit öffnen, statt drei Finger breit, wie es normalerweise sein sollte. Und es ist für die Betroffenen nicht lustig, wenn sie nur noch Brei zu sich nehmen können. Soweit sollte es nicht kommen, denn die verspannten Muskeln können auf die Dauer die Kiefergelenke schädigen, sodass eine Kiefergelenksarthrose entstehen kann.

Schließlich nutzen sich die Zähne unnatürlich stark ab, wenn sie zum Beispiel in der Nacht ständig aufeinandergepresst werden oder mit starkem Druck aufeinander gerieben werden, wie es beim Knirschen der Fall ist. Es ist logisch, dass Zähne, die ständig aufeinandergepresst werden, diese Belastung durch Schmerz signalisieren können. Triggerpunkte in den verspannten Kaumuskeln können dort ebenfalls Schmerzreize senden und zu

  • Schläfenkopfschmerz
  • Stirnkopfschmerz
  • Gesichtsschmerzen
  • Ohrenschmerzen

führen. Weil die Kiefergelenke direkt vor dem Ohr liegen, sind verspannte Kaumuskeln nicht selten auch an der Entstehung von Tinnitus und Schwindel beteiligt.

WAS TUN GEGEN KIEFERBESCHWERDEN?

Unser Rat ist, sich einen guten Zahnarzt zu suchen, der nachschaut, ob möglicherweise unpassender Zahnersatz die Ursache für das Beißen und Knirschen ist. Fragen Sie bei der Terminvereinbarung nach bzw. schauen Sie auf der Homepage des Zahnarztes/der Zahnärztin nach, ob das zum Leistungsspektrum gehört. Eine gute Beißschiene schont Ihre Zähne und Ihr Kiefergelenk und beugt einer Arthrose vor.

CMD UND STRESS

Wenn Sie zu den Menschen gehören, die vor lauter Stress beißen und knirschen, könnten Entspannungsverfahren (Yogaautogenes TrainingProgressive Muskelentspannung) Ihnen helfen, Ihre Spannungen besser zu regulieren. Der Stressbewältigung durch Sport kommt eine große Bedeutung zu, denn dadurch baut sich eine Überspannung in den Muskeln ab. Denn eine „inadäquate Stressbewältigung erhöht die latente Entzündungsbereitschaft des lockeren Bindegewebes“ (Alfred Pischinger, Das System der Grundregulation, Stuttgart, 2004, S. 50). Den möglichen Zusammenhang von psychischem Stress bei der Erzeugung von Spontanschmerzen und Entzündungen in Muskeln und Faszien beschreibt auch Mense (Mense S., 2021, S. 37).

Bei Stress denken wir schnell an den Stress, der von außen auf uns niederprasselt, Anforderungen in Beruf und Familie, rote Ampeln, unfreundliche Nachbarn, der „struggle way of life“ eben. Man nennt diese Faktoren „Externe Stressoren“. Viel zu wenig denken wir bei Stress an unsere persönlichen Einstellungen und Glaubenssätze, dabei tragen gerade diese dazu bei, uns unter Druck zu setzen, nur dass wir das selbst sind. Man sagt deshalb auch „Innere Stressoren“ dazu. Dazu ein Beispiel: Wenn Sie Wert darauflegen, bei allen Kollegen beliebt zu sein und es nur sehr schwer aushalten können, auch mal „Nein“ zu sagen, kann es sein, dass Sie zu viele Aufgaben übernehmen und sich damit überlasten. Es kann sehr interessant sein, dahinterzukommen, welche Einstellungen und Glaubenssätze bei Ihnen eine Hauptrolle haben, denn sie bestimmen, wie Sie sich verhalten. In unserem Online-Kurs finden Sie einen Stresstest (Link), der Ihnen hilft Ihre persönlichen Glaubenssätze zu identifizieren und Ihnen Denkanstöße in Richtung auf Veränderungen geben kann.

Kieferübungen können helfen, Beweglichkeit zu erhalten und Spannungen abzubauen.
Bei Kieferbeschwerden hat es sich bewährt, den Patientinnen und Patienten Möglichkeiten der Selbstmassage der Muskeln und des Bindegewebes zu zeigen, die Sie zuhause in Eigenregie durchführen können. Denn: Jede Muskeldehnung ist eigentlich eine Bindegewebsdehnung, wie es Mense formuliert (Mense, 2021, S. 83). Wir gehen von einer aktiven Entspannung aus, was weiterführend ist. Eigene Aktivität ist hilfreich, da, wie es Froböse nennt: „metabolische Prozesse in der Muskulatur zu einer wieder normalisierten Zusammenarbeit von Muskeln und Gehirn“ führen (Froböse I., 2023, S. 168).

Literaturnachweis