Gehen
Gehen ist von großer Bedeutung für unsere Gesundheit: Wenn wir uns ausreichend bewegen dann machen wir gut 8000 Schritte am Tag. Wir können dabei schlendern, schreiten, gehen, uns wiegen, latschen, wandern und marschieren. Wir bewegen uns dabei gebückt, gebeugt, geneigt, verdreht, schief, geduckt oder aufrecht gestreckt. Dabei sind wir latschbeinig, schlurfend, torkeln, taumelnd oder schlingernd unterwegs. Manche wackeln wie Pinguine beim Gehen, anderen schreiten im Stich- oder Paradeschritt durch die Gegend.
Gehen: Nicht so einfach
Vielen fällt das Gehen schwer, der Gang ist kleinschrittig. Wir sind nicht so geboren, sondern wir entwickeln solcherart Gehen selber - durch die Arbeit, kleine Unfälle, Operationen. Sie können das Schritt für Schritt wieder ändern. Wir können ändern, bwie wir gehen. Wir können unsere Muskeln und Faszien selbst pflegen und behandeln. Sie müssen nicht mit den Hacken auftreten, als würden Sie im Parademarsch an einem Diktator vorüberziehen. Sie müssen auch nicht von einer auf die andere Seite wackeln, weil Sie die Beine kaum noch hochziehen können. Ob durch das viele Sitzen die Hüftbeuger verkürzt sind oder durch Fehlhaltungen im Beruf zum Beispiel ihr „Musculus quadratus lumborum“ verkürzt ist (und ihr Orthopäde eine Beinlängendifferenz feststellt). Oder ob Sie ischiasähnliche Symptome bekommen, weil Sie beim Gehen den einen Fuß permanent nach außen drehen. Sie müssen nicht fortwährend so weiter laufen oder gehen und schon gar nicht 8000 Mal täglich. Ihr Rücken wird es Ihnen danken. Ihre abgewetzten Schuhe an der Ferse auch. Und auch, sofern Sie schönes breites passendes Schuhwerk tragen, könnte es gut sein sein, dass Sie auch damit belohnt werden, in Zukunft auf einen Hallux Valgus verzichten zu können. Es lohnt sich also sich mit dem Alltagsgehen und kurz zu beschäftigen.
Für wen sind diese Tipps nicht geeignet?
Schwere Deformationen des Fußes, der Beine können das im folgenden beschriebene Gehen und Laufen allerdings sehr schwer behindern. Andere Ursachen dafür können schwere angeborene Fehlentwicklungen sein, Operationen oder Unfälle.
Nicht zu früh aufgeben.
„Wird das Bindegewebe - etwa während einer Krankheit - nicht oder kaum belastet, baut sich das Kollagen schnell ab. Nach vier Wochen Bettruhe hat es 80% Prozent seiner Flexibilität verloren.“ (Müller-Wohlfahrt, 2002, 57). Eine solche verminderte Flexibilität kann vielfältige Beschwerden verursachen. Zusätzlich verwandeln sich Ihre Muskelfasern paradoxerweise vom Alltagshelden - von Muskeln, die lange anhaltend durchhalten können - in einen kurzatmigen Sprinter. Sie hängen müde und müder auf dem Sofa rum. Aufstehen wird unangenehm. Gehen und Laufen rückt in weite Fernsehferne. Wie ein völlig verstimmtes Saiteninstrument liefern die Fasern des Bindegewebes ihrer Bewegungsmuskulatur dazu auch noch ein eher neuzeitlich klingendes Clustermusikkonzert oder Ihre Muskeln spielen Free-Jazz. Etwas, was man nicht andauern wahrnehmen will, nicht bei jedem Schritt. Also weichen Sie aus. Muskeln und Fasern werden stillgelegt. Das viel- und fehlstimmige Konzert rückt nur kurz in weite Ferne und dann geht es wieder von vorne los. Müller-Wohlfahrt warnt sogar vor einer „vegetativen Entgleisung“ (Müller-Wohlfahrt, 2018, 366). Matschigkeit, Übelkeit, Schwindel und vieles mehr kann die zusätzliche Folge werden. Daher die Empfehlung für ein rückenschonendes Gehen oder Laufen. Auch die „BewegungsDocs“ empfehlen „mehr Bewegung in den Alltag zu bringen - und zwar da, wo sie kaum stört und einem nicht besonders schwer fällt.“ (BewegungsDocs, 2020, 46)
GEHEN: Schritt-für-Schritt-Programm der Gesundmove-APP
Es ist leicht in den Alltag zu integrieren und Sie können es nach einer Schritt-für Schritt-Anleitung erlernen und langsam in den Alltag integrieren. Dazu ein paar Hinweise. Es sind insgesamt sechs Hinweise. Im Vergleich zu Ihren tausenden Schritten täglich doch gar nicht soviel.
1. Welcher Fußaufsatz ist der Richtige?
Der ganze Fuß setzt auf. Er setzt ein wenig außen auf und dreht sich ein wenig nach innen (Supination und Pronation nennt man das)
2. Gehen Sie nicht zu weit!
Die Schrittweite ist wichtig. Machen sie keine zu großen Schritte und trippeln Sie nicht.
3. Vorwärts geht’s.
Gehen Sie aufrecht. Nicht als Stock oder gramgebgeugt, sonder erhobenen Hauptes. Das dürfen Sie sich erlauben.
4. Durchdrehen erlaubt
Der Oberkörper schwingt durch: Der linke Fuß nach vorne, der rechte Arm nach vorne und umgekehrt.
Die Hüfte hebt den Fuß, der von hinten schiebend für die Kraft nach vorne sorgt.
5. Gehen mit der Schwerkraft (nicht dagegen)
Wir können leichter gehen, weil wir es aus dem ganzen Körper machen. „Der gesamte Oberkörper beteiligt sich (…), die Schultern selbst schwingen auch von vorn nach hinten (…) das Schwingen der Arme geschieht ganz überwiegend passiv, dadurch das Oberkörper und Schultern schwingen.“ (Pohl, Ausbildungsskript Seg 6 2016, 68) Wir bekommen den Schwung, weil wir uns mit dem hinteren Bein abstoßen (nicht, weil wir das Bein nach gestreckt vorne schwingen oder von Seite zu Seite wackeln).
6. Immer Geradeaus
Nicht immer so leicht wie gesagt oder gedruckt. Sind die Adduktoren der Oberschenkel sehr verspannt, kreuzen die Füße fast die Bewegungslinie. Achtung: Stolpern!
Sind die Außenrotatoren verspannt und der Oberkörper verspannt, so watscheln Sie wie eine Ente oder ein Pinguin. Ihre Füße laufen nach außen und Sie müssen bei jedem Schritt hereingeholt werden. Sie werden dann leider solcherart verspannte Muskulatur auch im Sitzen anspannen. Sie bekommen Beschwerden und Schmerzen am Sitzbein, an der Beinrückseite, Wadenkrämpfe oder Schmerzen im unteren Rücken.
Schauen Sie in unseren Übungen nach (Pomuskeln - mit Rotationen - und Adduktoren mit Hamstrings)
Wie geht es Ihnen dann? Gut.
:-)